Valeriu Marcu (Berlin)
Valeriu Marcu (* 8. März 1899 in Bukarest; † 4. Dezember 1942 in New York City) war ein staatenloser Schriftsteller und Historiker; aufgrund seiner jüdischen Herkunft sowie seiner schriftstellerischen und politischen Aktivitäten war Marcu während der NS-Zeit Repressalien und Verfolgung durch das Regime ausgesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Aus einer jüdischen Familie in der Bukowina stammend, bewegte sich Valeriu Marcu seit seiner Jugend in kommunistischen Kreisen in Rumänien und der Schweiz. Seit 1920 lebte er in Berlin, wo er unter anderem für Organe der bürgerlichen Linken wie die Weltbühne und das Berliner Tageblatt schrieb. In den späten 1920er-Jahren pflegte Marcu vermehrt Kontakt zu (rechts)konservativen Persönlichkeiten wie Ernst Jünger. Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ traf er frühzeitig den Entschluss zur Emigration; bereits im Jahr 1933 verließ Marcu mit seiner ebenfalls jüdischen Ehefrau Eva Dorothea (geb. Gerson, 1907‒2004) Berlin und ließ sich in Südfrankreich nieder. Dort wirkte er weiterhin als Schriftsteller und politischer Publizist. Nach der militärischen Niederlage Frankreichs gegen das Deutsche Reich und der Etablierung des Vichy-Regimes sah sich das Ehepaar Marcu wieder Repressalien ausgesetzt. Im Frühjahr 1941 konnte Marcu für sich, seine Ehefrau und die im französischen Exil geborene Tochter Monica (* 1934) die Flucht über Spanien und Portugal in die USA erwirken. Valeriu Marcu starb am 4.12.1942 in New York an den Folgen eines Herzinfarkts.
Bibliothek
Die etwa 15.000 bis 20.000 Bände umfassende Privatbibliothek Valeriu Marcus fiel in mehreren Schritten dem Verfolgungsdruck im Deutschen Reich sowie im besetzten Frankreich zum Opfer. Nach Marcus Flucht aus Berlin wurde seine Sammlung zunächst durch die deutschen Behörden beschlagnahmt; bei der durch die Intervention von Freunden erreichten Freigabe der Bibliothek im Herbst 1933 fehlte nach Aussagen Marcus etwa ein Drittel der Bände. Bei der erzwungenen Emigration in die USA musste Marcu seine verbliebene Bibliothek in Nizza zurücklassen; angeblich soll er sie einer Freundin der Familie, der französisch-britischen Künstlerin Jane Simone Bussy (1906‒1960), übergeben haben. Was nach Marcus Tod und dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Sammlung geschah, ist bislang nicht bekannt. Bände mit Besitzstempeln Marcus wurden nach 1945 auch im Offenbach Archival Depot registriert;[1] auf welchem Weg sie dorthin gelangten, ist nicht rekonstruierbar.
Provenienzmerkmale
Ermittelte Exemplare
- Exemplare im Bestand der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Suche einer Provenienz im Verbundkatalog des GBV über den Phrasenindex PRP: DE-23*Marcu*Valeriu
Literatur
- A. Corbea, Briefe Valeriu Marcus aus dem Exil, in: Der Pfahl. Jahrbuch aus dem Niemandsland zwischen Kunst und Wissenschaft 5 (1991), S. 85–127.
- A. Corbea-Hoisie, Valeriu Marcu, in: J. M. Spalek/K. Feilchenfeldt/S. H. Hawrylchak (Hrsg.), Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933, Bd. 3,1, München 2000, S. 323‒343.
- V. Marcu, Diary of an Escape from Europe, in: The American Mercury 1941, H. 11, S. 590‒598.