Tetschner Bibliothek

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Die Tetschner Bibliothek war die Fideikommiss-Bibliothek der Familie von Thun-Hohenstein auf Schloss Tetschen (heute Děčín, Tschechien). Das Tetschner Schloss wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg von der Familie von Thun erworben. Der Schwerpunkt der dortigen Bibliothek lag auf Literatur zur praktischen Vermittlung von Wissen. Die Bibliothek war deshalb bereits Anfang des 19. Jahrhunderts öffentlich zugänglich.[1]

Bestandsaufbau

Jeder Graf von Thun-Hohenstein trug mit seiner Sammlung zur Tetschner Bibliothek bei. Darüber hinaus erhielt die Bibliothek Mitte des 19. Jahrhunderts Zuwachs durch die Übernahme der Schlossbibliothek Kwassitz. Diese Bibliothek aus dem Besitz der Grafen von Lamberg mit deutschen und französischen Werken aus dem 17. und 18. Jahrhundert wurde der Bibliothek in Tetschen nach der Heirat von Franz Friedrich von Thun (1810-1881) mit Leopoldine von Lamberg angegliedert.[2]

Mit etwa 90.000 Bänden, darunter etwa 300 Handschriften, ca. 100 Inkunabeln, Erstausgaben deutscher, tschechischer und französischer Klassiker gehörte die Tetschner Bibliothek Anfang der 1930er Jahren zu den größten Bibliotheken in der Tschechoslowakei.[3]

Geschichte

Die Familie Thun-Hohenstein verkaufte das Schloss Tetschen zu Beginn der 1930er Jahre aus finanziellen Gründen an den tschechoslowakischen Staat. Einige Tausend Bänden der Bibliothek (v.a. genealogische und heraldische Literatur, Stammbäume, Biographien, etc.) zogen auf das Schloss Eulau (Jílové) um. Der restliche Teil der Bibliothek wurde verkauft und zerstreute sich.[4] So wurde ein Teil der Inkunabeln von der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik in Prag erworben.[5]

Nach 1945

Nach 1945 wurde die Familie von Thun-Hohenstein des Schlosses Eulau enteignet.[6] Die Bibliothek umfasste zu diesem Zeitpunkt noch ca. 8.000 Bände. Die Bücher gelangten in verschiedene tschechische staatliche Institutionen, ca. 4.800 Bände wurden nach Großpriesen (Velké Březno) und schließlich Schloss von Bensen (Benešov nad Ploučnicí) gebracht. Von dort kehrte dieser Bruchteil der Schlossbibliothek im Jahr 2018 als Leihgabe des tschechischen Nationalmuseums in Prag, das mit der Verwaltung aller Schlossbibliotheken betraut worden war, nach Tetschen zurück.[7]

Provenienzmerkmale

Ermittelte Exemplare

SLUB Dresden:Provenienzmerkmal in der Deutschen Fotothek: 71546514

Universitäts- und Stadtbibliothek Köln: Provenienzmerkmal

Verbundkatalog: Suche einer Provenienz im Verbundkatalog des GBV: %22Tetschner+Bibliothek%22

FU Berlin:Provenienz in der Datenbank Looted Cultural Assets: 7769

Siehe auch

Literatur

  • Petr Mašek, „Schloßbibliothek Elau“, Stand: November 1996, in: Bernhard Fabian (Hg.), Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003. Online-Version

Weblinks

GND-Normdaten

Einzelnachweise

  1. Vgl. Neumann, Unterwegs.
  2. Vgl. Petr Mašek, „Schloßbibliothek Kwassitz“, Stand 1996, in: Bernhard Fabian (Hg.), Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003. Online-Version
  3. Vgl. Neumann, Unterwegs.
  4. Vgl. Neumann, Unterwegs; Vgl. auch Mašek, „Schloßbibliothek Eulau“.
  5. Vgl.” Nationalbibliothek der Tschechischen Republik”, in: Bernhard Fabian (Hg.), Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003. Online-Version.
  6. Vgl. Wikipedia Jílové u Děčína
  7. Vgl. Neumann, Unterwegs.