Rückgaben aus Armenien

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Rückgaben aus Armenien

In den Jahren 1998 bis 2000 übergab die Republik Armenien mehr als 18.000 Bücher, Handschriften und Musikautographen an die Bundesrepublik Deutschland.

Geschichte

Die an Deutschland übergebenen Bücher, Handschriften und Notenschriften waren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von sowjetischen Trophäenbrigaden in die Sowjetunion, konkret nach Leningrad und Moskau, abtransportiert worden. Von dort erfolgte ab den späten 1940er Jahren eine Weiterverteilung und Abgabe dieser Exemplare an Bibliotheken in verschiedenen Landesteilen der Russischen Föderation sowie an unterschiedliche Sowjetrepubliken, darunter an die Armenische Sozialistische Sowjetrepublik. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Wiedererlangung der armenischen Unabhängigkeit unterzeichneten die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Armenien am 21. Dezember 1995 ein Abkommen über kulturelle Zusammenarbeit. In diesem wurde auch die gegenseitige Rückgabe von im Krieg verlagerten Kunst- und Kulturgütern vereinbart. Im Mai 1998 übergab der armenische Außenminister 575 kostbare Handschriften, Archivalien und Musikautographen, darunter aus der Stadtbibliothek Lübeck und der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, an die BRD. Im Jahr 2000 erhielt die Bundesrepublik dann mehr als 18.000 wissenschaftliche Bücher aus Armenien zurück. Es handelte sich dabei überwiegend um Titel aus den Wissensgebieten Biologie, Geographie und Geschichte. Mehrheitlich waren diese im 19. und 20. Jahrhundert erschienen. Es befanden sich jedoch auch Ausgaben aus dem 18. Jahrhundert sowie einzelne weitere Handschriften und Musikautographen darunter. Diese Exemplare hatte die Zentralbibliothek der Armenischen Akademie der Wissenschaften 1948 im Rahmen eines sogenannten „Leningrader Geschenks“[1] erhalten. Dieses Geschenk im Umfang von ca. 60.000 deutschsprachigen Titeln enthielt auch kriegsbedingt verlagerte Bücher aus deutschen Bibliotheken, darunter aus Bremen und Magdeburg, aus Berlin und Leipzig.

Provenienzmerkmale

In den zurückgegebenen Büchern befinden sich neben Provenienzmerkmalen u.a. deutscher und russischer Institutionen auch Merkmale der Armenischen Akademie der Wissenschaften bzw. ihrer Abteilungen.

Autogramm

Etikett

Stempel

Glavnaja Fizičeskaja Observatorija

Gosudarstvennaja Publičnaja Biblioteka v Leningrade

Imperatorskij universitet Svjatogo Vladimira

Preußen. Haus der Abgeordneten. Bibliothek

Russland. Komissija dlja sistematizacii finljandskich zakonov

Sankt-Peterburgskoe pervoe real'noe učilišče. Fundamental'naja biblioteka

Šestaja Sankt-Peterburgskaja Gimnazija. Fundamental'naja biblioteka

Schola Petrina Petropoli

Schola Petrina Petropoli. Bibliotheca

Literatur

- Jörg Fligge: Rückgaben von kriegsbedingt verlagertem Kulturgut. In: West-östliche Bande. Erinnerungen an interdeutsche Bibliothekskontakte, hg. von Georg Ruppelt. Frankfurt am Main: Klostermann, 2011 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie; 103).
- Jörg Fligge: Aus Armenien zurück. Schätze aus Lübecks Gründungsjahren. Lübeck 1999.
- Olaf Hamann: Die Bücher, der Krieg und die Folgen: zur Restitution von Bibliothekssammlungen durch Georgien, Armenien und die Ukraine an Deutschland. In: Kulturgüter im Zweiten Weltkrieg. Verlagerung. Auffindung. Rückführung, hg. von der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste Magdeburg, bearbeitet von Uwe Hartmann. Magdeburg 2007 (Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste; 4), S. 403–419, hier S. 408–411.
- Kirill Prokopov: Der Bücherraub in ostdeutschen Bibliotheken zwischen 1945–1947 durch sowjetische Trophäenbrigaden und die Frage der Restitution, (Hochschule Hannover Fakultät III – Medien, Information und Design, Abteilung Information und Kommunikation, Studiengang Informationsmanagement, Bachelorarbeit). Online

Weblinks

- Berthold Seewald: Beutekunst aus Eriwan, veröffentlicht am 17.07.2000 in Welt Online.
- Suchbegriff Armenien in: Rückführungen von kriegsbedingt verlagerten Kulturgütern seit 1945.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hamann, Die Bücher, der Krieg und die Folgen, S. 409.