Martin Bauer
Martin Bauer (* 1793; † 1867) war einer der wichtigsten Hausbuchbinder Goethes.
Inhaltsverzeichnis
Buchbinder in Weimar
Vermutlich stammte Martin Bauer aus einer Jenaer Buchbinderfamilie und übersiedelte später nach Weimar. Seine Werkstatt war zunächst in der Breitengasse (heute: Marktstraße) und später in der Windischengasse (heute: Windischenstraße) angesiedelt. Goethes Rechnungen belegen ab 1825 Bauers Tätigkeit als Hausbuchbinder und führen diverse Heftarbeiten, die Fertigung von Bucheinbänden und verschiedenen Futteralen (u.a für Bestecke und Münzen) sowie das Aufziehen von Kupferstichen auf.
Ein ungewöhnlicher Auftrag war bereits zu Anfang ihrer geschäftlichen Beziehungen an Martin Bauer gegangen: er wurde mit der Anfertigung eines Glasgehäuses beauftragt, das nach der Bergung der (vermeintlichen) Gebeine Friedrich Schillers dessen Schädel aufnehmen sollte, platziert auf einem Kissen. Im November 1826 wurde das Gehäuse mit dem Schädel in Goethes Schlafzimmer aufgestellt, im Jahr darauf übersiedelte der Schädel in die Großherzogliche Bibliothek.
Während Bauer für Goethe überwiegend Gebrauchs- und Interimseinbände anfertigte, wurde er von anderen Weimarer Persönlichkeiten mit der Fertigung repräsentativer Ledereinbände mit Goldprägungen beauftragt.
Als Nachfolger seines Schwiegervaters Johann Müller (1769-1835) war Martin Bauer ab Mitte der 1830er Jahre als Hofbuchbinder für die Großherzogliche Bibliothek in Weimar tätig.
Sein Sohn Carl war seit den 1850er Jahren am väterlichen Geschäft beteiligt, nach dem Tod des Vaters übernahm er das Buchbindereigeschäft.
Provenienzmerkmale
Einbände
Für Großherzog Karl August (1757-1828) gestalteter Einband, Signatur: Th A 2 : 56, Digitalisat
Geschenk des Verfassers Carl Gräbner (1786-1845) an den Weimarer Großherzog Karl Friedrich (1783-1853), Signatur: Aa 6 : 113 [c] [1], Digitalisat
J. P. Eckermann (1792-1854) ließ seinen Gedichtband als Geschenk für die Großherzogin Maria Pawlowna (1786-1859) binden, Signatur: Dd 3 : 619 [1] [a], OPAC-Link
Vom Verfasser J. P. Eckermann (1792-1854) beauftragter Geschenkeinband für die Großherzogin Maria Pawlowna (1786-1859), Signatur: Goe 3811 (1), OPAC-Link
Der Verfasser Stephan Schütze (1771-1839) beauftragte M. Bauer mit einem Geschenkeinband für die Großherzogin Maria Pawlowna (1786-1859), Signatur: 16, 9 : 759, OPAC-Link
Band mit Supralibros der Großherzogin Maria Pawlowna (1786-1859), Signatur: ZA 2274 (1830) OPAC-Link
Band aus dem Besitz des Weimarer Großherzogs Karl Alexander (1818-1901), Signatur: Dd 6 : 279 [i], OPAC-Link
Seideneinband einer Huldigungsschrift, Signatur: Huld Y 34 [b], OPAC-Link
Literatur
- Hageböck, Matthias: "Früh hatte der Buchbinder Bauer den Schädel aufgestellt". Hinweis auf Goethes private Buchbinder in seinen Tagebüchern und Rechnungen. In: Einband-Forschung. Berlin 2017, S. 15-27
- Hageböck, Matthias: Einbände von Martin Bauer für Persönlichkeiten des klassischen und nachklassischen Weimar. In: Einband-Forschung. Berlin, 2018, S. 29-36
- Hageböck, Matthias: Eckermanns Geschenke und Bauers Einbände. In Supralibros. Heft 22. Weimar 2018, S. 24-25
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