Königliche Bibliothek zu Berlin. Sammlung Meusebach

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Im Jahre 1850 wurde die Bibliothek des Freiherrn Karl Hartwig Gregor von Meusebach (1781–1847), Jurist im preußischen Staatsdienst, mit Unterstützung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. für 40.700 Taler von der Königlichen Bibliothek zu Berlin erworben. Meusebach trug im Laufe seines Lebens eine für die deutsche Literaturgeschichte bedeutende Bibliothek zusammen, der er sein gesamtes Vermögen opferte. Nach seinem Tode war seine Familie genötigt, diese Bibliothek zu verkaufen. Für die Erwerbung hatte sich insbesondere Bettina von Arnim beim König eingesetzt.

Sammlung Meusebach

Die Bibliothek Meusebachs umfasste einen Gesamtbestand von circa 25.000 verschiedenen Werken in circa 36.000 Bänden[1]. Sie enthielt vor allem deutsche Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts und wurde von Zeitgenossen und dankbaren Nutzern wie den Brüdern Grimm, den Germanisten Karl Goedeke und Karl Lachmann oder dem Dichter Heinrich Hoffmann von Fallersleben als eine Art Keimzelle einer deutschen Nationalbibliothek angesehen.
"Als geschlossene Sammlung stellte die Königliche Bibliothek [zu Berlin] nur weltliche Lieder (Volkslieder und historische Lieder) und geistliche Lieder in Einzeldrucken überwiegend aus dem 16. Jahrhundert [...] auf."[2] Die im sogenannten "Meusebachschrank" aufgestellte Sammlung (Signaturen Yd 7801-Ye Schluss) wurde "um Stücke aus dem Bestand der Königlichen Bibliothek ergänzt, insbesondere aus den Bibliotheken von Karl [Wilhelm] Ludwig Heyse und Karl Ferdinand Friedrich von Nagler."[3] "Diese Drucke waren seinerzeit Verbrauchsliteratur und sind deshalb heute sehr selten."[4] Da nur einzelne Bände zu den Kriegsverlusten der Staatsbibliothek zählen, kann sie den wohl umfangreichsten Bestand (ca. 2.200 Drucke) im deutschsprachigen Raum vorweisen.[5] 2008 erschien in Zusammenarbeit mit der Forschung eine Bibliographie der Liedflugschriften bis 1650[6]. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten stellte sich heraus, dass etwa 80% der in Berlin vorhandenen Exemplare mit großer Wahrscheinlichkeit Unikate sind.[7] Die Sammlung wurde im Alten Realkataog (ARK) erschlossen. Für die sachliche Suche steht die ARK-Online-Systematik mit dem Teilbereich Volkslieder (Notationsbereich Yd 7800/5001 - Ye 13300) zur Verfügung.

1855 und 1856 wurden die Dubletten versteigert. Im Auktionskatalog "Verzeichniss von Büchern vorzüglich aus der Freihr. v. Meusebach'schen Bibliothek" heißt es: "Die von dem Freiherrn v. Meusebach gesammelten Bücher zeichnen sich in der Regel durch sorgfältige Auswahl der Exemplare, vortreffliche Erhaltung, angemessene Einbände und nicht selten durch kunstreich geschriebene Titel aus. [...] Schriften, welche aus Sammelbänden genommen, also in der Regel sehr gut erhalten sind, werden geh. bezeichnet; ein Strich am Schlusse des Titles bedeutet die Bezeichnung mit dem Contrastempel der hiesigen Königl. Bibliothek, aus welcher solche Bücher hinzugekommen sind."

Provenienzmerkmale

Die Bücher Meusebachs wurden von der Königlichen Bibliothek zu Berlin mit einem Etikett versehen, das in zwei verschiedenen Größen vorliegt:

Ermittelte Exemplare

Literatur

  • Jutta Fliege, Weltliche und geistliche Lieder aus der Bibliothek Meusebach, in: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Ex Bibliotheca Regia Berolinensi. Schöne und seltene Bücher aus der Abteilung Historische Drucke, Wiesbaden 2000, S. 158-159.
  • Camillus Wendeler, Zur Geschichte des Ankaufs der Meusebachschen Bibliothek, in: Centralblatt für Bibliothekswesen 1 (1884), S. 213-231
  • Verzeichniss von Büchern vorzüglich aus der Freihr. v. Meusebach'schen Bibliothek : welche ... durch den Königl. Auctionscommissarius für Bücher und Kunstsachen Th. Müller in der Georgenstrasse No. 29 gegen baare Zahlung öffentlich versteigert werden soll. - Berlin, 1855-1856 Bibliographische Daten, PPN = 434500682
  • Eberhard Nehlsen, Berliner Liedflugschriften : Katalog der bis 1650 erschienenen Drucke der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. - Baden-Baden, 2008 Bibliographische Daten, PPN = 557557100

Weblinks

GND-Normdaten

Einzelnachweise

  1. vgl. Camillus Wendeler, Zur Geschichte des Ankaufs der Meusebachschen Bibliothek, S. 220: "Die Meusebach'sche Bibliothek enthält etwa 25000 verschiedene Werke oder nach Bänden gezählt, unter Auflösung der Sammelbände, 36-38000 Bände."
  2. Jutta Fliege, Weltliche und geistliche Lieder aus der Bibliothek Meusebach, S. 158-159
  3. Jutta Fliege, Weltliche und geistliche Lieder aus der Bibliothek Meusebach, S. 159
  4. Jutta Fliege, Weltliche und geistliche Lieder aus der Bibliothek Meusebach, S. 159
  5. Jutta Fliege, Weltliche und geistliche Lieder aus der Bibliothek Meusebach, S. 159
  6. Eberhard Nehlsen, Berliner Liedflugschriften
  7. Eberhard Nehlsen, Berliner Liedflugschriften, Bd. 1, S. VII