Hans Fürstenberg
Hans Fürstenberg (französisch Jean Furstenberg, * 20. Januar 1890 in Berlin; † 03. Mai 1982 in Beaumesnil/Frankreich) war ein Bankier und Büchersammler in Berlin, Paris sowie auf Schloss Beaumesnil in der Normandie.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hans Fürstenberg war der Sohn des Bankiers Carl Fürstenberg und seiner Frau Daniela, geb. Natanson. Nach dem Abitur 1908 studierte er zunächst in Berlin und München und absolvierte dann ab 1910 eine Banklehre in der Berliner Handels-Gesellschaft (BHG), für die er von 1919 bis zu seinem erzwungenen Ausscheiden im Jahr 1935 als perönlich haftender Gesellschafter fungierte. Aufgrund der antisemitisch motivierten Verfolgung durch das NS-Regime emigrierte Fürstenberg 1936 mit seiner Ehefrau Eugenie, geb. Levine, nach Paris, wo er seit 1934 einen Wohnsitz besaß. Gegen Ableistung der auferlegten Reichsfluchtsteuer konnte er das Inventar seines Berliner Hauses und auch die damals ca. 16.000 Bände umfassende Privatbibliothek nach Frankreich ausführen. Nach der Besetzung Frankreichs wurde Fürstenberg dort von der Gestapo verfolgt, konnte jedoch 1940 in die Schweiz fliehen und entging damit dem Holocaust. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Fürstenberg in zahlreichen führenden Positionen im Bankwesen tätig und lebte in Paris und Genf.
Bibliothek
Fürstenberg baute bereits in jungen Jahren eine wertvolle Büchersammlung auf. Diese überführte er bei seiner Emigration erst nach Paris und 1938 in das von ihm erworbene Schloss Beaumesnil in der Normandie. Bei Kriegsausbruch 1939 beherbergte das Schloss nicht nur Fürstenbergs Bibliothek, sondern auch Bestände aus der Bibliothèque nationale, den Archives de France und weiteren Institutionen. Die konkreten Umstände der Beschlagnahmung der Bibliothek Hans Fürstenbergs sind bis heute nicht aufgeklärt; erhaltene Dokumente deuten auf einen Abtransport im Winter 1940/1941 durch den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) in Verbindung mit Angehörigen des Referats Bibliothekschutz der Militärverwaltung im besetzten Frankreich hin. Die Beschlagnahmung dürfte zugunsten der geplanten Zentralbibliothek der Hohen Schule (ZBHS) erfolgt sein. 1942 wurde die beschlagnahmte Sammlung Fürstenbergs zusammen mit dem Gesamtbestand der ZHBS nach Schloss Tanzenberg in Kärnten ausgelagert, wo ein Großteil der Bestände nach Ende der Kampfhandlungen von britischen Alliierten vorgefunden wurde. Im restituierten Bestand fehlten jedoch nach Aussage des Sammlers zahlreiche wertvolle Stücke.
Bis zu seinem Tod erweiterte Hans Fürstenberg seine Sammlung kontinuierlich, trennte sich aber auch immer wieder von ganzen Teilsammlungen oder Einzelstücken. Der verbliebene Besitz wurde nach dem kinderlosen Tod von Hans und Eugenie Fürstenberg der gemeinnützigen Fondation Furstenberg-Beaumesnil übertragen, die das Schloss Beaumesnil mit Inventar und Bibliothek bis heute erhält und öffentlich zugänglich macht.
Provenienzmerkmale
Ermittelte Exemplare
- Exemplare im Bestand der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Suche einer Provenienz im Verbundkatalog des GBV über den Phrasenindex PRP: DE-23*Fürstenberg*Hans
- Suche einer Provenienz im OPAC der Staatsbibliothek zu Berlin: %22Fürstenberg+Hans%22
Kataloge
Auktions- und Antiquariatskataloge
- Antiquariat Fritz Eggert Stuttgart: Sammlung Hans Fürstenberg. Deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts. Romantik, Junges Deutschland, Nachromantik, mit einem Anhang älterer Literatur, Almanache und Sammelwerke, 2 Teile, Stuttgart 1966/1967.
- Ader Picard Tajan Paris: Incunables et livres anciens provenant de la Fondation Furstenberg-Beaumesnil, Paris 1983.
- Sotheby’s London: The collection of Otto Schäfer, Part 4: The Hans Fürstenberg collection of eighteenth-century French books, London 1995.
- Wemaëre de Beaupuis Denesle Rouen/Binoche et Giquello Paris: Livres et objets d'art provenant des collections de la fondation Fürstenberg-Beaumesnil, Paris 2013.
Andere Kataloge
- Catalogue de la Collection Furstenberg. Éditions originales allemandes des époques classique et préclassique, Ausst.-Kat. Bibliothèque nationale de France, Paris 1940.
- Die italienischen Renaissance-Einbände der Bibliothek Fürstenberg (= Jahresgabe der Maximilian-Gesellschaft 1966), Hamburg 1966.
Literatur
- Adolph, Rudolf: Hans Fürstenberg, Aschaffenburg 1960.
- Breslauer, Bernard H.: Fürstenberg, oder … über bibliophilen Ruhm, in: Imprimatur N. F. 11 (1984), S. 121‒133.
- Fürstenberg, Hans: Von alten Büchern. Ein Tätigkeitsbericht, in: Imprimatur N. F. 8 (1976), S. 197–208.
- Sutter, Sem C.: Looting of Jewish Collections in France by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, in: Regine Dehnel (Hg.): Jüdischer Buchbesitz als Raubgut. Zweites Hannoversches Symposium (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderhefte 88), Frankfurt am Main 2006, S. 120–134.