Georg Haar

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Der Weimarer Jurist und Kaufmann Dr. Georg Haar (* 17. November 1887 in Weimar; † 22. Juli 1945 in Weimar) und seine Frau Felicitas (* 11. Oktober 1890 in Hunshoven; † 22. Juli 1945 in Weimar) legten mit ihren testamentarischen Verfügungen die Grundlage für die Errichtung der Stiftung Dr. Georg Haar.

Leben

Georg Haar (Wikpedia) wurde in Weimar als Sohn des Kommerzienrates Otto Haar (1848-1936) und seiner Frau Maria Wilhelmine (geb. Nemmert) geboren. Sein Studium der Jurisprudenz in Lausanne, Bonn und Jena unterbrach er 1906/1907 für den Dienst als Einjährig-Freiwilliger bei einem Ulanen-Regiment. 1910 promovierte er an der Juristischen Fakultät der Jenaer Universität. Er arbeitete als Assessor und Rechtsanwalt in Braunschweig, Hannover und Bonn, bevor er nach Weimar zurückkehrte.
Noch in Braunschweig hatten Georg Haar und Anna Karola Felicitas von Holtum 1933 die Ehe geschlossen. Aus ihrer ersten Ehe mit Roderich Huch brachte seine Frau Felicitas zwei Söhne mit in die Ehe ein: Richard und Friedrich Huch. Im darauffolgenden Jahr übernahm Haar die Geschäftsführung des von seinem Vater gegründeten Konfektionswarenhauses „Max Haar“. Nach dem Tod des Vaters gab er seine Anwaltskanzlei auf, um sich zusammen mit seiner Frau Felicitas ganz den Geschäften der väterlichen Firma widmen zu können. Die Familie bezog das 1905 von seinem Vater erworbene Haus, die Villa Haar.

1939 wurde Friedrich Huch, der ein Studium der Musik aufgenommen hatte, eingezogen, noch im gleichen Jahr setzte er seinem Leben durch Suizid ein Ende. Sein älterer Bruder Richard, ein habilitierter Jurist, starb 1941 im Kriegsdienst. Der Tod der Söhne belastete das Ehepaar sehr.

Während des Krieges wurde das Weimarer Kaufhaus geschlossen, um einem Rüstungsbetrieb zu weichen.

In den Monaten nach Kriegsende konnten Dr. Georg und Felicitas Haar kein Vertrauen in eine bessere Zukunft mehr fassen, sie wählten im Juli 1945 den Freitod. Das Angebot der amerikanischen Besatzungstruppen, Weimar zusammen mit ihnen zu verlassen, hatten sie zuvor abgelehnt.

Vermächtnis

Seine an die 2.000 Bände umfassende Büchersammlung ging im August 1945 an die Thüringische Landesbibliothek in Weimar. Die wertvolle Sammlung russischer Ikonen überließ er den Weimarer Kunstsammlungen, die 2003 mit der der ehemaligen Stiftung Weimarer Klassik fusionierten (heute: Klassik Stiftung Weimar).
Das im Juni 1945 geänderte Testament der Eheleute setzte die Stadt Weimar als alleinige Erbin der Villa, des Kaufhauses und anderer Immobilien ein. Daran geknüpft war die Auflage, im Wohnhaus der Familie, der „Villa Haar“, ein Zuhause für verwaiste Kinder zu errichten. Im Februar 1947 beschloss die Weimarer Stadtverordnetenversammlung die Errichtung der privatrechtlichen „Stiftung Dr. Georg Haar“.
Im November 1952 wurde die Stiftung aufgelöst, die „Villa Haar“ in „Kinderheim Rosa Thälmann“ umbenannt, das Kaufhaus der HO (Wikipedia) übergeben, der Grundbesitz in Volkseigentum überführt. Erst im August 1990 konnte die Stiftung neu errichtet werden.

Bibliothek

Georg Haar, der in jungen Jahren selbst ein Bändchen mit Gedichten (Allerlei Lieder) veröffentlicht hatte, baute mit den Jahren eine beeindruckende Büchersammlung auf. Die meisten Werke sind auf den Zeitraum der 1890er bis in die 1930er Jahre zu datieren, es finden sich aber auch Bände aus dem 17. und 18. Jahrhundert darunter. Zahlreiche handgebundene bibliophile Ausgaben, darunter wertvolle Vorzugsexemplare und Pressendrucke, prägen den Charakter der Sammlung.
Die Bücher werden heute in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufbewahrt. Wie von Georg Haar testamentarisch festgelegt, wurde der "bibliophile" Teil der Sammlung geschlossen aufgestellt. Er umfasst den größeren Teil des Nachlasses, alle Bände sind der eigens geschaffenen Signaturgruppe Haar zugeordnet. Der kleinere, "nichtbibliophile" Teil wurde in den allgemeinen Bibliotheksbestand aufgenommen.

Provenienzmerkmale

Literatur

  • Webauftritt der Stiftung Dr. Georg Haar
  • Marwinski, Konrad: Die Sammlung Dr. Georg Haar in der Thüringischen Landesbibliothek Weimar. Berlin 1968
  • Marwinski, Konrad: Dr. Georg Haar - Rechtsanwalt, Kaufmann und Wohltäter der Stadt Weimar. In: Lebendiges Erbe: die Stiftung "Dr. Georg Haar" ; eine Familie - ein Ort - eine Mission. 2011, S. 9-23
  • Knoche, Michael und Arnhold, Ingrid: Buchkunst des frühen 20. Jahrhunderts : aus der Sammlung Haar in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ; 28. April - 19. Juni 1994, Kunstkabinett am Goetheplatz ; Ausstellung der Stiftung Weimarer Klassik in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum. Weimar 1994

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