Friedrich Nicolai

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Friedrich Nicolai (* 18. März 1733 in Berlin; † 8. Januar 1811 in Berlin) war Schriftsteller und Verlagsbuchhändler in Berlin.

Bibliothek

Friedrich Nicolai besaß die damals in Berlin wohl größte Privatbibliothek (16.000 Bände und 6.800 Gelehrtenbildnisse).
Nicolai selbst vermachte der Königlichen Bibliothek zu Berlin "eine beträchtliche Anzahl theils kostbarer, theils seltener Werke, die sie noch nicht besaß. Unter diesen, alle Bücher, welche von der keltischen Sprache handeln, nämlich der gaalischen, altschottischen und alt-eirischen, so wie alle sich darauf beziehende Lexica und Grammatiken, desgleichen alle auf die angelsächsische Sprache sich beziehende Schriften. Außerdem eine Sammlung aller Schriften, den dreißigjährigen Kriege betreffend, die Leisewitz in Braunschweig in einer langen Reihe von Jahren zusammengebracht hatte" [1].
Später verschenkte Nicolais Enkel und Erbe, der Archäologe Gustav Parthey (1798-1872), eine erhebliche Anzahl der geerbten Bücher, etwa im Jahr 1864 an die Königliche Bibliothek zu Berlin. Daneben gehörten auch Gipsbüsten deutscher Gelehrter zu diesem Vermächtnis. Die in der Königlichen Bibliothek bereits vorhandenen Werke aus Nicolais Vermächtnis wurden an das Gymnasium zum grauen Kloster abgegeben[2] (heute: Streitsche Stiftung in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin).
Die Reste der Bibliothek Nicolais wurden von seinen Urenkelinnen 1886 an die Stadtbibliothek Hamburg verkauft - zu diesem Zeitpunkt weniger als die Hälfte der ursprünglichen Bände. Der handschriftliche Nachlass Friedrich Nicolais, darunter ca. 20.000 Briefe, konnte 1885 für die Handschriftenabteilung der Königlichen Bibliothek zu Berlin erworben werden.

Provenienzmerkmale

Das Exlibris "Friederici Nicolai et Amicorum." gibt es in zwei verschiedenen Größen für größere bzw. kleinere Buchformate. Motiv: vor Baumstumpf und Sträuchern, ein Bücherstapel, auf dem ein großes aufgeschlagenes, von einem Genius gehaltenes Buch steht. Ein weiterer Genius liest in demselben die Inschrift: "Friederici Nicolai et Amicorum".
Beide Platten sollen nach den Jugenderinnerungen des Archäologen Gustav Parthey (1798-1872) - Nicolais Enkel und Erbe - von dem berühmten Künstler Daniel Chodowiecki (1726-1801) entworfen und gestochen worden sein. Parthey berichtet über den Zustand der Platten zum Zeitpunkt von Nicolais Tod, dass "die beiden Platten (eine für das grössere, die andre für das kleinere Format) gänzlich ausgedruckt"[3] waren. Den zunehmend schlechten und teilweise nachbearbeiteten Zustand der Platten kann man in den Varianten der erhaltenen Exlibris feststellen.
Da die Platten nicht signiert sind, wurde die künstlerische Beteiligung Chodowieckis an Enwurf und Ausführung des Nicolai'schen Exlibris immer wieder bestritten[4].

Großes Exlibris

Weitere Abbildungen:

Kleines Exlibris

Weitere Abbildungen:

Großes Exlibris mit Widmung und Autogramm

Ermittelte Exemplare

Staatsbibliothek zu Berlin:
Die bisher erschlossenen Bände mit dem Exlibris Nicolais sind teilweise nicht direkt über Nicolai, sondern über weitere Vorbesitzer in den Bestand der Staatsbibliothek gelangt (z.B. Gottlieb Ernst Schmid, Heinrich Friedrich von Diez, die Logenbibliothek der Großen National-Mutterloge zu den Drei Weltkugeln etc.).
Hinsichtlich der von Gustav Parthey im Jahre 1864 an die Bibliothek geschenkten Schriften führt das entsprechende Akzessionsjournal vom 25. Juni 1864 bis 2. Juli 1864 insgesamt 149 Titel auf, die als „Geschenk d. Dr. Parthey“ eingegangen waren. Dabei dürfte es sich tatsächlich um Werke aus dem Besitz Nicolais handeln. Polemische Schriften von bzw. aus dem Umfeld Nicolais, z.B. aus der Auseinandersetzung um den „Krypto-Katholizismus“ sind stark vertreten.
2013 konnte Nicolais Handexemplar der "Allgemeinen deutschen Bibliothek" von der Staatsbibliothek zu Berlin erworben werden [5]. Nachweise im Online-Katalog der SBB (StaBiKat):

Literatur

  • Falk, Rainer: "Sie hören nicht auf, sich um unsre Litteratur, und ihre Freunde, verdient zu machen!" - Friedrich Nicolai (1733 - 1811) [Ausstellung im Gleimhaus Halberstadt vom 22. Juni bis 2. September 2012], Halle (Saale) 2012.
  • Falk, Rainer: „Friederici Nicolai et Amicorum“. Das Handexemplar von Friedrich Nicolais Zeitschrift „Allgemeine deutsche Bibliothek“ kommt nach Berlin, in: Bibliotheksmagazin 2/2015, S. 13-18. Online-Ausgabe
  • Göckingk, Leopold Friedrich Guenter von: Friedrich Nicolai's Leben und literarischer Nachlaß, Berlin 1820.
  • Leiningen-Westerburg, K. E. Graf zu: Deutsche und österreichische Bibliothekzeichen Exlibris, Stuttgart 1901, S. 273.
  • Nohl, H.: Ein neuer Chodowiecki, in: Zeitschrift für Bücherzeichen 15.1904, S. 108f.
  • Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Handschrift für Freunde, Berlin 1907.
  • Paunel, Eugen: Die Staatsbibliothek zu Berlin 1661-1871, Berlin 1965, S.144.
  • Schmidt, Anneliese: Deutsche Exlibris, Leipzig 1986, Nr. 41.
  • Warnecke, Friedrich: Die deutschen Bücherzeichen (Ex-libris) von ihrem Ursprunge bis zur Gegenwart, Berlin 1890, S. 143. Online-Ausgabe
  • Wilken, Friedrich: Geschichte der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Berlin 1828, S.156.
  • Zur Westen, W. von: Berliner Exlibris, in: Ex Libris 21.1911 (N.F. 5), S. 1-32, hier S. 10ff.

Weblinks

GND-Normdaten

Einzelnachweise

  1. Göckingk, S. 104f.
  2. Paunel, S.144.
  3. Zitiert nach Nohl, S. 109.
  4. Etwa von Zur Westen 1911, S. 12.
  5. Falk, Bibliotheksmagazin 2/2015, S. 13-18.