Franz Liszt
Franz Liszt (Wikipedia) wurde am 22. Oktober 1811 in Raiding/Doborjan im Königreich Ungarn, Kaisertum Österreich geboren und starb am 31. Juli 1886 in Bayreuth. Er war eine der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Franz Liszt einzigartige Pianistenlaufbahn begann im Oktober 1820 mit einem Auftritt in Ödenburg/Sopron. Nach seiner Übersiedlung nach Wien wurde Franz Liszt von Carl Czerny in Klavier und von Antonio Salieri in Komposition unterrichtet. Im Jahre 1823 nahm Liszt mit seinen Eltern Wohnung in Paris, wo er Unterricht bei Antonin Reicha und Ferdinando Päer erhielt. Von 1824 bis 1827 bereiste der junge Virtuose mit seinem Vater Adam Liszt England, die Schweiz und Frankreich. Nach dessen Tod 1827 musste Franz Liszt für den Lebensunterhalt für seine Mutter Anna Liszt und sich selbst sorgen. Er trat in angesehenen Pariser Salons auf, bildete sich in Literatur, Musik und Kunst in eigenständiger Weise weiter. Ab 1835 ging er, begleitet von seiner ersten Lebensgefährtin Marie D’Agoult auf musikalische Wanderschaft in zahlreiche Länder Europas, seine Reisen führten ihn bis Konstantinopel. Bis 1842 war er rastlos unterwegs auf Konzerttourneen. In diesen Jahren wurden auch seine Kinder Blandine, Cosima und Daniel geboren. Seine Bekanntheit und Verehrung als Pianist waren legendär.
Der erste Besuch von Franz Liszt in der Stadt Weimar ist für den 1. April 1840 verbürgt, wo er sich in das Gästebuch des Goethehauses eintrug. 1842 beriefen Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und seine Gattin Maria Pawlowna Franz Liszt zum außerordentlichen Kapellmeister der Hofkapelle Weimar. Von 1843 bis 1861 lebte Liszt gemeinsam mit seiner zweiten Lebensgefährtin Prinzessin Carolyne von Sayn-Wittgenstein in Weimar. Sie begleitete hier intensiv sein kompositorisches Schaffen. Bedeutende Kompositionen entstanden in der Altenburg, einem Landhaus am Rande der Stadt, darunter die Graner Festmesse, die Faust- und die Dante-Symphonie, die Ungarischen Rhapsodien, die H-Moll-Sonate und die 12 Symphonischen Dichtungen. Liszt Pläne für Weimar waren weitreichend, er wollte die Stadt zum Zentrum einer musikalischen Erneuerung von europaweiter Ausstrahlung im Nachgang der großen Vorbilder Goethe und Schiller machen. Sein Wirken ging als das Silberne Zeitalter Weimars in die Geschichte ein.
Zur Förderung von neuen Tonwerken zeitgenössischer Kompositionen wurde 1861 in Weimar der Allgemeine deutschen Musikverein gegründet, zu dessen Mitbegründern Franz Liszt zählte. Die letzten Lebensjahre verbrachte Liszt in einer la vie trifurque, wie er diesen Lebensabschnitt selbst bezeichnete, zwischen Pest, Rom und Weimar. Seit 1869 verlebte er beinahe alle Sommer in Weimar. Nach seiner überaus erfolgreichen Karriere als Pianist und Komponist erwies sich Liszt in seiner späten Lebenszeit als großzügiger und hochverehrter Lehrer einer zahlreichen Schülerschaft. Er unterrichtete Pianisten aus ganz Deutschland, England, Russland, Spanien, Portugal und den USA. Während eines Aufenthalts in Bayreuth verstarb der schwer erkrankte Liszt am 31. Juli 1886 im Beisein seiner Tochter Cosima Wagner. Genie oblige, diesem selbstgewählten Credo ist Franz Liszt stets treu geblieben.
Den Grundstein für alle biographische Liszt-Forschung legte seine erste Biographin und Freundin, die Klavierpädagogin Lina Ramann. Sie äußerte einmal über Liszt:
- „Überblickt man Liszt's Thätigkeit als Lehrer in Princip und Form, so zeigt sich auch sie als Ausdruck einer Schöpferkraft, die mit Entschiedenheit die Bahnen des Fortschritts vorzeichnet. Ein großer Pädagog, war er dennoch kein »Musik-Professor«. Seine Lehre setzte da ein, wo dieser aufhört. Nur das Genie kann das – das Genie, das neue Bahnen zeigt und geht“.
Franz Liszt besaß das Autograf von Johann Wolfgang Goethes Vers:
- Weite Welt und breites Leben,
- Langer Jahre redlich Streben,
- Stets geforscht und stets gegründet,
- Nie geschlossen, oft geründet,
- Aeltestes bewahrt mit Treue,
- Freundlich aufgefaßtes Neue,
- Heitern Sinn und reine Zwecke:
- Nun! Man kommt wohl eine Strecke.
Die Verse können auch für seine künstlerischen Bestrebungen stehen.
Sammlung/Bibliothek
In der Klassik Stiftung Weimar (KSW) wird die weltweit größte und in ihrer Vielfältigkeit komplexeste Sammlung von und über Franz Liszt aufbewahrt. Dazu gehören die in der Liszt-Sammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) gesammelten Drucke der Notenausgaben und Bücher von und über Franz Liszt, der handschriftliche Liszt-Nachlass im Goethe- und Schiller-Archiv (GSA) mit etwa 21000 Blatt Manuskripten, mit ungefähr 470 Kompositionen, Briefen und persönlichen Papieren sowie dem Mobiliar, Instrumenten aus Liszts Besitz, Preziosen und ikonische Werke in den Museen der KSW.
Die Liszt-Sammlung der HAAB enthält heute unter den ca. 4310 Nachweisen im Katalog nahezu alle Erst- und weiteren Drucke der Kompositionen Franz Liszts sowie 190 Bücher aus seinem persönlichen Besitz. Den Grundstock der Liszt-Sammlung der HAAB bildeten die verbliebenen Bücher und Notenausgaben von Franz Liszt aus seiner letzten Weimarer Wohnstatt, der ehemaligen Hofgärtnerei. Diese wurden bis zum Beginn des 2. Weltkrieges im 1887 gegründeten Liszt-Museum Weimar verwahrt. Starken Zuwachs erhielt die Sammlung durch einen im November 1886 in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ erschienenen Aufruf zum „Aufbau einer vollständigen Liszt-Bibliothek im zukünftigen Liszt-Museum“. Zahlreiche Werkausgaben, darunter Erstdrucke und sonstige Publikationen zu Franz Liszts erreichten daraufhin Weimar. Aus den Leipziger Verlagshäusern Breitkopf & Härtel, Kahnt und Schubert gingen Stichvorlagen, Briefe und Druckkorrekturexemplare in Weimar ein. Großzügige Zuwendungen erhielt das Liszt-Museum durch die Tochter der 1887 verstorbenen Weggefährtin Carolyne von Sayn-Wittgenstein, Marie von Hohenlohe-Schillingsfürst, welche dem Museum neben finanziellen Zuwendungen den gesamten in Weimar verbliebenen Nachlass, darunter auch den handschriftlichen Teil, übereignete. Im Laufe der nächsten Jahre kamen Nachlassteile aus dem Besitz von Freunden, seiner Schülerschaft und Personen aus dem Weimarer Umkreis hinzu, stellvertretend dafür sei die Bibliothek des Weimarer Organisten Alexander Gottschalg genannt. Die bedeutende Sammlung der ersten Liszt-Biographien Lina Ramann mit einer Vielzahl von Erstveröffentlichungen Liszt’scher Werke, Sekundärliteratur, Programmzetteln und Bildern wurde nach ihrem Tod 1912 ebenfalls in das Liszt-Museum aufgenommen.
Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen des Lisztnachlasses wurden von den Kustoden Carl Gille, Carl Müllerhartung, Aloys Obrist und Peter Raabe vorgenommen. Die zweibändige Buchausgabe von Peter Raabe mit jeweils einem Band Biographie und Werkverzeichnis von Franz Liszt ist heute noch im musikwissenschaftlichen Gebrauch. Erwähnenswert ist die erste 1907 begonnene Franz Liszt Gesamtausgabe, die sogenannte „Carl-Alexander-Ausgabe“, die leider 1936 abgebrochen werden musste und unvollendet blieb.
Die Aufsicht über das Liszt-Museum und seine Bestände wurden in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Direktion des Goethe-Nationalmuseums Weimar übertragen. Während des 2. Weltkrieges wurden die Bestände des Liszt-Museums teilweise umgelagert, die Handschriften und Drucke befanden sich zu Beginn der 50er Jahre im Weimarer Wittumspalais. Im Jahre 1954 wurde der gesamte Liszt-Bestand des Museums an die Vorgängereinrichtung der Klassik Stiftung Weimar übergeben. Seit 1955 befinden sich die Notendrucke und Bücher des ehemaligen Liszt-Museums in der heutigen HAAB.
In den Digitalen Sammlungen der HAAB finden Sie alle bislang digitalisierten Ausgaben der Liszt-Sammlung der Bibliothek.
Provenienzmerkmale
Kataloge
- Liszt, Franz: Thematisches Verzeichniss der Werke von F. Liszt von dem Autor verfasst, Leipzig, 1855
- Raabe, Peter: Franz Liszt, Tutzing, Schneider, 1968 Bd. 2
- Short, Michael: Ferenc Liszt : list of work, Milano / Michael Short und Leslie Howard, Rugginenti, 2004
Literatur
- Eckhardt, Maria und Liepsch, Evelyn: Franz Liszts Weimarer Bibliothek. Laaber, 1999
- Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 11 Personalteil, 2004, Sp. 226ff
- Raabe, Peter: Franz Liszt, Tutzing, Schneider, 1968 Bd. 1-2
- Ramann, Lina: Franz Liszt als Künstler und Mensch, Leipzig, Breitkopf, 1880-1894, Bd. 1-2
- Walker, Alan: Franz Liszt, London, Faber & Faber, 1983-1997
- Liepsch, Evelyn: "Eine Stätte für die Trophäen des Meisters" : Zur Geschichte des Weimarer Liszt-Nachlasses
- Macht, Svenja: Franz Liszt: Genie und bescheidener Lehrmeister, Beitrag für den Blog der Klassik Stiftung Weimar, 2017
- von Wilamowitz-Moellendorff, Angelika: Franz Liszt: „Eine Faust-Symphonie“, Beitrag für den Blog der Klassik Stiftung Weimar, 2021
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