Etienne de Mejan
Étienne de Méjan (*11. Februar 1766 in Montpellier; † 19. August 1846 in München) war ein französischer Jurist, Journalist und Staatsmann.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Étienne de Méjan zog nach Paris, um dort als Anwalt tätig zu werden. Er war Mirabeau eng verbunden und schrieb Aufsätze für dessen Zeitung „Courrier de Provence“. Ende des 18. Jahrhunderts gründete er zusammen mit Hugues-Bernard Maret die Zeitschrift Bulletin de l'Assemblée, in der Zusammenfassungen von Parlamentsdebatten herausgegeben wurden. Nach Napoleon Bonapartes Putsch am 9. November 1799 wurde Méjan zum secrétaire général de la préfecture von Nicolas Frochot und ab 1804 zum Staatsrat von Eugène de Beauharnais, Stiefsohn Napoleons I. und Vizekönig von Italien, in Mailand ernannt. Nach den Niederlagen Napoleons und dessen Abdankung unterließ Beauharnais jede Kampfhandlung und verließ 1814 Italien. Méjan kehrte daraufhin zunächst nach Frankreich zurück, um dann Beauharnais nach München zu folgen, der sich dort am Hof seines Schwiegervaters niederließ.[1]
Bibliothek
Étienne de Méjan trug eine umfangreiche und erlesene Bibliothek zusammen, die zum Zeitpunkt seines Todes 14.170 Bände umfasste. Er ließ die erworbenen Bücher von den berühmtesten französischen Buchbindern des 19. Jahrhunderts wie François Bozérian oder René Simier, neu und hochwertig einbinden.[2] Die Sammlung Méjans setzte sich aus mehr als 300 Inkunabeln und den Werken berühmter Buchdrucker vor allem des 15. und 16. Jahrhunderts zusammen. Hervorzuheben sind dabei die Werke römischer und griechischer Autoren aus der berühmten Druckerei von Aldos Manuzios. Die Sammlung umfasste zuletzt sechs Bereiche: Inkunabeln (mehr als 300 Bände), Aldinen (ca. 1.150 Bände), Elzeviere (ca. 1.650 Bände), Jesuitica (ca. 200 Bände), griechische und lateinische Autoren (ca. 1.000 Bände), französische, italienische und deutsche Literatur (ca. 9.900 Bände), darunter auch Drucke von Bodoni und Didot. Für die Aldinen und Elzeviere in Méjans Sammlung existierten separate handschriftliche und gedruckte Kataloge.[3]
Nach dem Tod Méjans wurde die Bibliothek von seinem Sohn Graf Moritz de Méjan zum Verkauf angeboten und schließlich im Jahr 1847 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. für 64.000 Taler erworben und der Königlichen Bibliothek übergeben. Der preußische König hatte sich dabei gegen die Konkurrenz des Britischen Museums, des Königs von Bayern sowie finanzkräftiger englischer Bibliotheken und Antiquare durchsetzen können. Dabei half auch, dass Méjans Sohn die Bibliothek seines Vaters vor allem geschlossen verkaufen wollte. Als Zugeständnis durften jedoch Dubletten zum Bestand der Königlichen Bibliothek am 28. Juli 1851 verkauft werden. Als Zeichen dieses Geschenks des Königs an die Königliche Bibliothek ist ein gesondertes Exlibris in die Bücher eingeklebt worden. Nur die Aldinen blieben in der Königlichen Bibliothek geschlossen aufgestellt. Die restlichen Bände wurden in den Bestand eingearbeitet.[4]
Im Zweiten Weltkrieg wurden wertvolle Bestände der Staatsbibliothek evakuiert, darunter auch Aldinen aus der Sammlung Méjans. Nach Kriegsende gelangten die Aldinen nicht vollständig zurück in die Staatsbibliothek.[5]
Provenienzmerkmale
Etikett der Königlichen Bibliothek
Ermittelte Exemplare
Die Exemplare aus der Sammlung Méjans in der Staatsbibliothek zu Berlin lassen sich über die beiden folgenden, sich überschneidenden Suchen im OPAC der Staatsbibliothek finden:
- Suche einer Provenienz im OPAC der Staatsbibliothek zu Berlin: %22Mejan+Etienne+de%22
- Suche einer Provenienz im OPAC der Staatsbibliothek zu Berlin: %22Königliche+Bibliothek+zu+Berlin+Sammlung+Mejan%22
Quellen
- Verzeichniss von Incunabeln, Aldinen, Etiennes, Elzeviren und anderen werthvollen Werken der älteren und neueren Litteratur aus der Königlichen und der Mejan'schen Bibliothek welche am 28 Julius d. J. hieselbst durch ... meistbietend verkauft werden sollen, Berlin: Hertz 1851.
Literatur
- Ex Bibliotheca Regia Berolinensi. Schöne und seltene Bücher aus der Abteilung Historische Drucke, hrsg. von der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Wiesbaden 2000.
- Im Zeichen von Anker und Delphin. Die Aldinensammlung der Staatsbibliothek zu Berlin, hrsg. von der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Leipzig 2005.
- Max Joseph Husung, Graf Méjan und seine Sammlung in der Preuss. Staatsbibliothek, in: Martin Breslauer, Kurt Koehler (Hg.), Werden und Wirken, Leipzig 1924, S. 123–138.
Weblinks
GND-Normdaten
- Personensatz GND: 117003190
- Sammlungssatz GND: 1050057740 der Sammlung Méjan der Königlichen Bibliothek zu Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Karla Faust, Zur Geschichte der Sammlung, in: Im Zeichen von Anker und Delphin, S. 10f.
- ↑ Vgl. dazu Andreas Wittenberg, Die Bucheinbände, in: Anker und Delphin S. 30ff.; Ex Bibliotheca Regia Berolinensi, S. 94, 146.
- ↑ Vgl. Karla Faust, Zur Geschichte der Sammlung, in: Im Zeichen von Anker und Delphin, S. 11; Husung, Graf Méjan und seine Sammlung, S. 132ff.
- ↑ Vgl. Karla Faust, Zur Geschichte der Sammlung, in: Im Zeichen von Anker und Delphin, S. 10–17.
- ↑ Vgl. ebd., S. 16f.