Ebeleben-Bibel

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Die Ebeleben-Bibel ist eine für den thüringischen Gutsbesitzer und Büchersammler Nikolaus von Ebeleben (um 1514/20-1579) hergestellte vierbändige Pergamentbibel, die 1561 von Hans Lufft in Wittenberg gedruckt und von Lucas Cranach dem Jüngeren koloriert und mit zusätzlichen Miniaturbildnissen ausgestattet wurde. Die Bibel gehörte bereits zum Gründungsbestandes der Kurfürstlichen Bibliothek zu Cölln an der Spree (heute: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Abteilung Historische Drucke, Signatur: Libri in membr. impr. fol. 12 bis 15).

Geschichte

Nikolaus von Ebeleben stammte aus dem thüringischen Ebeleben bei Sondershausen und war mit Margarethe von Carlowitz (gest. 1575) verheiratet. Er studierte in Erfurt und Leipzig, unternahm Bildungsreisen nach Paris und Bologna. 1549 wurde er Domherr in Meißen, 1552 in kurfürstlich sächsischen Diensten als Gesandter in Böhmen, 1568-74 Amtshauptmann in Sangerhausen. 1563 erwarb Ebeleben das Gut Balgstedt bei Freyburg an der Unstrut. 1579 verstarb er hoch verschuldet als Domherr in Merseburg.
Ebeleben besaß eine kostbare Büchersammlung von ca. 400 Werken, meist in wertvollen Einbänden. Nach seinem Tod wurde seine Bibliothek durch den Buchbinder Marcus Bachmann aus Merseburg und den Buchhändler Jacob Apel aus Leipzig (gest. 1584) verzeichnet und taxiert[1]. Ein Großteil des Buchbesitzes gelangte nach Leipzig an den in Auerbach geborenen Juristen Johann Stromer (1526-1607) und wurde anschließend weiter verkauft. Die vierbändige Pergamentbibel wurde nach dem Tod Ebelebens von den Kurfürsten von Brandenburg erworben und gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit bereits zum Gründungsbestand der Kurfürstlichen Bibliothek.
Nur drei Exemplare der 1561 auf Pergament gedruckten Bibel aus der Offizin des Wittenberger Druckers Hans Lufft sind heute noch bekannt. Die beiden anderen Exemplare hatten fürstliche Auftraggeber und besitzen Widmungsbilder Sigismunds von Brandenburg und Albrechts von Preußen.
Das Berliner Exemplar enthält dagegen neben dem einzigen bekannten Porträt des Nikolaus von Ebeleben auch die Porträts seiner Frau und drei ihrer Kinder sowie ein Porträt Martin Luthers und vier Wappendarstellungen.

Erster Band (Libri in membr. impr. fol. 12)

Zweiter Band (Libri in membr. impr. fol. 13)

Dritter Band (Libri in membr. impr. fol. 14)

Vierter Band (Libri in membr. impr. fol. 15)

Literatur

  • [Fliege 1998] Jutta Fliege, Die Bibel des Nikolaus von Ebeleben im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, in: Mitteilungen der Staatsbibliothek zu Berlin N.F. 7 (1998), S.261-295.
  • [Hageböck 2006] Matthias Hageböck, Spuren der thüringisch-sächsischen Adelsfamilie Ebeleben in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, Teil 1 und 2, in: Einband-Forschung. Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschliessung und Erhaltung Historischer Bucheinbände (AEB) 18 (2006), S.25-33, und 19 (2006), S.26-37.
  • [Hageböck 2012] Matthias Hageböck, Wiederentdeckung eines unscheinbaren Einbands aus der Bibliothek des Nikolaus von Ebeleben, in: Einband-Forschung. Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschliessung und Erhaltung Historischer Bucheinbände (AEB) 30 (2012), S. 30-31.
  • [Hofmann 1926] Johannes Hofmann, Die Bibliothek des Nikolaus von Ebeleben, in: Zeitschrift für Bücherfreunde N.F. 18 (1926), S.82-91.
  • [Kunde 2006] Holger Kunde, Der Nachlaß eines sächsischen Bibliophilen aus dem 16. Jahrhundert : neue Quellen zum Leben des Nikolaus von Ebeleben, in: Bücher, Drucker, Bibliotheken in Mitteldeutschland. Neue Forschungen zur Kommunikations- und Mediengeschichte um 1500, Leipzig 2006, S.305-316.
  • [Schunke 1931] Ilse Schunke, Ein deutscher Ebeleben-Meister, in: Zeitschrift für Bücherfreunde N.F. 23 (1931), S.85-95.
  • [Troschke 1939] Asmus Freiherr von Troschke, Miniaturbildnisse von Cranach D. J. In Lutherbibeln, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 6 (1939), S.15-28.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Abgedruckt bei Hofmann 1926, S.86-91.