Carl Friedrich Wilhelm Mickler

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Leben

Carl Friedrich Wilhelm Mickler wurde am 19. März 1824 in Darmstadt in Hessen geboren und starb am 8. Juni 1888 in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin. Er wuchs in einem musikalischen Haus auf, sein Vater Peter Anton Mickler war Großherzoglicher Hofsänger in Darmstadt, seine Mutter die Großherzogliche Hofschauspielerin Elisabeth, geb. Krug. Schon frühzeitig erhielt Carl Friedrich Wilhelm Mickler Musikunterricht und so war das Ergreifen eines musikalischen Berufes eine fast logische Konsequenz für ihn. Der Musik blieb Mickler bis zu seinem Lebensende treu verbunden. Dabei war seine Musikausübung weit gefächert: er wirkte als Pianist, Komponist, Musikpädagoge, Dirigent und Chorleiter an verschiedenen Orten. Schon mit 15 Jahren wird Wilhelm Mickler als „Virtuose auf dem Klavier“ bezeichnet, zu seinen Lehrern zählte vermutlich, neben seinem Vater, der Komponist Johann Christian Heinrich Rinck.
In den Jahren 1846 bis 1849 war Mickler an verschiedenen Theatern engagiert, u.a. als Musikdirektor in Darmstadt, Trier, Meiningen und Würzburg. Bereits in diesen Jahren schuf er eigene Kompositionen, von der Meininger Hofkapelle wurden im April 1848 eine Ouvertüre und das Lied „Leb wohl“ von ihm aufgeführt. 1849 ging er wieder nach Darmstadt als Musiklehrer und Korrepetitor an das dortige Hoftheater.
1856 gründete er den „Verein für katholische Kirchenmusik“, darin zeigt sich seine tief christlich geprägte Lebenshaltung. Bei Aufführungen des Vereins von alten Messen und Motetten von Palestrina und Lotti, und Oratorien zu hohen Festen konnte Mickler praktische Erfahrungen als Dirigent und Chorleiter von mehrstimmigen Gesängen sammeln. In diesem Rahmen entstand auch sein „Requiem in h-Moll“, welches 1858 uraufgeführt wurde.
1863 folgte Wilhelm Mickler dann einem Ruf als Universitätsmusikdirektor nach Gießen. Es wurde ihm ein fruchtbares Wirken in den 11 Jahren in Gießen bescheinigt, Großherzog Ludwig III. von Hessen-Darmstadt verlieh Mickler als besondere Auszeichnung den Titel „Professor“. Im Oktober 1873 bat er dennoch um seine Entlassung und folgte einem Ruf als Musikdirektor in die Vereinigten Staaten nach Milwaukee.
Carl Friedrich Wilhelm Mickler begleitete in Milwaukee offizielle Positionen, wie das Amt des Musikdirektors der „Milwaukee Society“. In dieser Funktion führte er zum ersten Mal Liszts Symphonische Dichtungen auf. Im Jahr 1873 begründete er sein Konservatorium „Mickler’s Music School“ in Milwaukee. Darin förderte er junge begabte Musikerinnen und Musiker. Er betrieb die Musikschule nicht allein, sondern gemeinsam mit Familienmitgliedern, wie seinem Sohn und seiner Tochter. Carl Friedrich Wilhelm Mickler war bis zu seinem Tod ein tätiger Musikschaffender, er starb 1888 in Milwaukee.

Sammlung

In den Jahren 2006 und 2013 erhielt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ein Notengeschenk von 18 Musikalien-Kassetten mit über 700 Notendrucken- und Handschriften. Sie entstammen dem Nachlass des Darmstädter Komponisten und Kapellmeisters Carl Friedrich Wilhelm Mickler (1824-1888). Über Umwege gelangte die Sammlung Mickler an den thüringischen Komponisten, Dirigenten, Arrangeur und Musikwissenschaftler Werner Thielemann (1934-2012). Die erste Lieferung kam 2006 in die HAAB als Werner Thielemann noch lebte. Nach dessen Tod übergab seine Tochter, Frau Violetta Thielemann, 2013 die zweite Lieferung der Sammlung Mickler der Bibliothek und noch weitere Werke ihres Vaters, ein kleines Stück DDR-Musikgeschichte mit ca. 20 Kompositionen von Werner Thielemann.

In der Sammlung Mickler befinden sich ca. 800 Drucke und Musikhandschriften aus dem 18.-20. Jahrhundert, der größte Teil stammt aus dem 19. Jahrhundert. Mickler begann seine Notensammlung schon in seinen Darmstädter Jahren aufzubauen. Seltene frühe Musikdrucke von Mozart, Beethoven und Mendelssohn Bartholdy, welche er mit nach Amerika nahm, sind darunter. Von dort sind sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder nach Europa zurückgekehrt. Der überwiegende Teil der Sammlung besteht aus zeitgenössischen Notendrucken sowie zahlreichen Abschriften klassischer Komponisten und den eigenen Kompositionen Carl Friedrich Wilhelm Micklers. Die Notensammlung wurde nach dem Tod von Wilhelm Mickler von anderen Familienmitgliedern ergänzt. Etliche Noten sind in Milwaukee gedruckt worden, dort agierten „WM. Rohlfing & Co.“ und „Joseph Flanner“ als rege Verleger und Musikalienhändler. Hervorzuheben sind die in der Sammlung Mickler vorhandenen eigenen Kompositionen von Wilhelm Mickler wie u.a. die Autographen „Ouverture, Op. IV“, “Rondo avec Introduction pour le piano Forte” und das „Requiem in h-moll“, die über 80 Drucke und Abschriften von Werken Ludwig van Beethovens oder die Kompositionen seines Weggefährten in Milwaukee Hugo Kaun, von ihm finden sich 16 Notendrucke darunter. Besonders interessant sind die zahlreichen Liedkompositionen in der Sammlung Mickler. Vertonungen nach klassischen Texten in Übersetzungen, welche zwei- und mehrsprachig gedruckt sind: Deutsch/Englisch, Deutsch/Englisch/Französisch, Englisch/Französisch, Deutsch/Englisch/Italienisch und weitere Sprachen. Erwähnenswerte Liedausgaben in Auswahl sind u.a. die Vertonung des Goethegedichts „Kennst du das Land“ aus der Oper „Mignon“ von Thomas Ambroise in französischer, englischer und italienischer Sprache, Ludwig Uhlands Gedicht „Des Knaben Berglied“ ist der Vertonung von C. W. F. Mickler und L. Dachauer’s Lied „The Mountain shephard boy“ in deutscher und englischer Sprache. Die berühmte Cavatine "Je n'ai jamais aimé la vie" (Believe my own, my life) aus Willibald Glucks Oper „Alceste“ druckte der Verleger G. Schirmer in New York in französischer und englischer Sprache, die englische Übersetzung schuf die Komponistin Isabella G. Parker. Weitere zweisprachige Ausgaben sind die Vertonung von Giacomo Meyerbeer „Komm, du schönes Fischermädchen“ (Ah, Lovely, Blooming Maiden) nach Heinrich Heine’s Versen, Robert Schumann‘s „An den Sonnenschein“ (Thou Sunny Beam) nach dem Text von Robert Reinick und „Frühlingsnacht“ (Spring-Night) nach Joseph von Eichendorff (Abb. 5) und Heinrich Esser‘s „Wanderlust“ („The pleasure of roving“) nach Emanuel Geibels Textdichtung, erschienen in Philadelphia. Viktor von Scheffels „Es hat nicht sollen sein“ (It was not thus to be) aus dem Versepos „Trompeter von Säckingen“ aus der Oper von Victor E. Nessler. Richard Wagner’s Lied „Oh, du mein holder Abendstern“ (O thou sublime sweet evening star) aus dem „Tannhäuser“ liegt in deutscher, französischer und englischer Sprache vor. Zeitgenössische amerikanische Komponistinnen und Komponisten wurden in der Sammlung Mickler eingefügt, wie z.B. von Ella Crumbaugh Peirce, Clarence Dickinson, Ernest Hogan, James H. Rogers und Daniel Gregory Mason, deren Kompositionen die modernen musikalischen Strömungen bis zur Tanzmusik aufgreifen.

Über die Suche im OPAC der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar gelangen Sie zu den nachgewiesenen Bänden aus Mickler's Sammlung.

Provenienzmerkmale

Autographe und Autogramm von Carl Friedrich Wilhelm Mickler

Literatur

Schweitzer, Philipp: Carl Friedrich Wilhelm Mickler, In: Musik und Musiker am Mittelrhein, Bd. 2, S. 107-110, Mainz, Schott, 1981, hrsg. von Hubert Unverricht

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