Arno Nadel

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Arno Nadel (* 5. Oktober 1878 in Wilna, Russisches Kaiserreich; † März 1943 im KZ Auschwitz) war ein Musikwissenschaftler, Schriftsteller und Maler.

Leben

Arno Nadel absolvierte als junger Mann die Jüdische Lehrerbildungsanstalt in Berlin. Er arbeitete als Religionslehrer an Berliner Schulen und gab Privatunterricht für Musik, Kunst und Literatur. Von 1916 bis 1938 wirkte er in Berlin als Chordirigent an der Jüdischen Gemeinde am Kottbusser Ufer. Besondere Verdienste erwarb er sich mit der Sammlung alter Synagogenmelodien und der Aufzeichnung und Herausgabe jüdischer Volkslieder. 1922 beauftragte ihn die Jüdische Gemeinde Berlin, ein Kompendium der Synagogalmusik zusammenzutragen.

Die Arbeit an dem mehrere Tausend Seiten umfassenden, auf sieben Bände angelegten Werk beendete Nadel 1938. In diesem Jahr erfolgte seine erste Inhaftierung und Verbringung in das Konzentrationslager Sachsenhausen. 1942 wurde Nadel zur Zwangsarbeit in der Bibliothek des Reichssicherheitshauptamtes verpflichtet, wo er geraubte hebräische Werke katalogisieren, aber auch körperliche Schwerstarbeit verrichten musste. Sein Vorlass, den er der Künstlerin Käthe Kollwitz übergeben hatte, wurde durch Kriegseinwirkungen weitgehend zerstört.[1]

Die Deportation von Arno Nadel und seiner Ehefrau, Beate Anna Nadel, geborene Guhrauer,[2] erfolgte mit dem Transport 36 am 12. März 1943 nach Auschwitz Birkenau.[3].

Arno Nadel und seine Frau Anna hatten zwei Töchter, Ellen und Detta.

Provenienzmerkmal

Kunstwerke und Widmungsexemplare

Kunstwerke von Arno Nadel werden heute u.a. im Jüdischen Museum Berlin verwahrt. Reste seines Nachlasses bewahrt die Schreiber Jewish Music Library in Philadelphia.

Bücher, mit einer Widmung oder in seiner Autorenschaft, befinden sich u.a. in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden sowie der Zentral- und Landesbibliothek Berlin.[4]

Ermittelte Exemplare / Online-Kataloge

Verbundkatalog K10Plus

SBB PK

Looted Cultural Assets Datenbank

Ermittelte Exemplare / Zugangsgeschichten

Bücher, die einst Arno Nadel gehörten, wurden u.a. in der Staatsbibliothek zu Berlin, in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin sowie in der Bibliothek des Centrum Judaicum identifiziert. Das Exemplar in der Staatsbibliothek zu Berlin sowie drei Künstlermonografien aus der Schriftenreihe „Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben“ über Fra Angelico da Fiesole, Antonio Allegri da Correggio und Antoine Watteau im Besitz der Zentral- und Landesbibliothek sind durch ein Exlibris eindeutig als Eigentum von Arno Nadel ausgewiesen.

Ausweislich ihrer alten Signaturen wurden diese Monografien 1945 in den Bestand der damals Berliner Stadtbibliothek eingearbeitet, nachdem sie in der Berliner Tiergarten-Buchhandlung Daur & Glauner am Tirpitzufer 44 erworben worden waren. Ein vierter, Hans Baldung Grien gewidmeter Titel, der kein Exlibris von Arno Nadel enthält, möglicherweise aber dieselbe Herkunft Arno Nadel hat, wurde zum selben Zeitpunkt in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek übernommen, vermutlich von eben dieser Buchhandlung. [5] Das Exemplar im Bestand der Staatsbibliothek wurde laut einem Schreiben der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände an die Jüdische Gemeinde Berlin vom 12.10.1978 von eben dieser Gemeinde übernommen. Ursprünglich soll es sich im Besitz der Bibliothek des Reichssippenamtes befunden haben, was aus den Provenienzmerkmalen des Exemplars aber nicht ersichtlich wird.[6] In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar befindet sich des Weiteren ein antiquarisch erworbenes Exemplar mit einem Autogramm von Arno Nadel.

Einzelnachweise

  1. Vgl. hierzu Burghardt, [2014]. Käthe Kollwitz und ihr Mann Karl Kollwitz lebten von 1891 bis 1943 in Berlin, Prenzlauer Berg, in der Weißenburger Straße 25 (heute Kollwitzstraße 56A). Das Haus in der Weißenburger Straße wurde im November 1943 von Bomben zerstört. Abweichend von Burghardt verweist Tina Frühauf auf die Rettung eines Teils der Bibliothek von Nadel durch einen Nachbarn sowie die Rettung seiner Tagebücher durch Käthe Kollwitz. Vgl. Frühauf, [o.D.].
  2. Vgl. Nadel, Beate Anna. In: Memorial Book. Victims of the Persecution of Jews under the National Socialist Tyranny in Germany 1933–1945
  3. Zu den Details des Transportes, der vom Güterbahnhof Berlin-Moabit startete, am 13. März 1943 in Birkenau eintraf und für die meisten der über 900 deportierten Männer, Frauen und Kinder sofort in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau endete, vgl. Transport 36 from Berlin, Berlin (Berlin), City of Berlin, Germany to Auschwitz Birkenau, Extermination Camp, Poland on 12/03/1943.
  4. Vgl. Nadel, Arno / Autogramm. In: Deutsche Fotothek, sowie Herrn und Frau Sommerfeld herzlichst! In: Datenbank Looted Cultural Assets.
  5. Die Signaturen lauten 45/452, 45/453, 45/485 sowie 45/451. In allen Exemplaren finden sich Preisangaben: 45,-; 22,-; 38,-; 18,-.
  6. Vgl. SBB PK, Akten DSB, ZwA 7, 154, Bl. 84–85

Literatur

Weblinks

GND-Normdaten